Was für Anstrengungen doch die Menschen sich auferlegen, um ein halbwegs gutes und geordnetes Leben zu haben. Immer wieder gab und gibt es Krisen, die bewältigt werden müssen. Ich denke da an die Menschen, die vom Deutschen Ritterorden im Mittelalter in Westpreußen angesiedelt wurden. "Den Ersten der Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot" könnte das Motto für sie sein. Man stelle sich vor: Sie waren es, die das unter dem Meeresspiegel liegende Land urbar machten.
Kennen Sie die alte Reichsstraße 1, die von Aachen in der Eifel bis nach Eydkuhnen in Ostpreußen führt? Dieser Weg wurde auf der alten ottonischen Trasse, der "Via Regia", geführt. Diese alten Handels- und Postwege, die von Flandern bis nach Litauen gingen, wurden zwischen Marienburg und Elbing per hand gebaut. Das Gebiet zwischen der Weichsel und dem Drausensee musste entwässert werden, um Land zu gewinnen. Zuerst wurde der Damm aufgeschüttet und befestigt. Monatelang standen die Männer im Wasser und schufteten. Nachdem ein erster Weg geschaffen worden war, wurden Gräben gezogen. Schlamm wurde aufgehäuft; dieser entwässerte in die Gräben. Das Land fiel in Richtung Ostsee etwas ab, so konnten einfache Wehre und Wassermühlen gebaut werden, um die Wasserstände in den Gräben konstant niedrig zu halten. Nach und nach wurde das Land so fruchtbar, dass mit der Landwirtschaft begonnen werden konnte. Die ersten Siedler, die im 14. Jahrhundert in die ersten Dörfer, die von sogenannten Lokatoren gegründet worden waren, kamen, mussten mit einem Land fertig werden, dass sie nicht kannten. Sie konnten weder das Wetter einschätzen noch wussten sie nichts von dem fremden Land.*
* Wie es auch die Auswanderer im 19. Jahrhundert erlebten, als sie in Amerika ankamen. Allerdings waren die Voraussetzungen besser: Es gab erste Auswanderer, die
schon einiges in die Heimat berichten konnten. Aber auch der Anfang nach langer Überfahrt, die oft 3 Monate und mehr dauerte, und die Suche nach den Siedlungsgebieten im Westen Amerikas brachten
die Menschen an ihre physischen und psychischen Grenzen.
Und Auswanderung heute? Ich denke da an eine gewisse Familie, die ihr Auswanderer-Sein so vermarktet, dass man meint, es kann ja wirklich nur gut sein. Es gibt aber auch die anderen Geschichten, die zeigen, dass es doch oft auch wieder zu Rückwanderungen kommt. Briefe von Auswanderern, die wieder aus Amerika zurückkamen, schildern anschaulich ihr Leben und ihre Gründe dafür.
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