Litauen

Vermutlich kommt mein Urahn David Radziwill - auch Raschwill, Radschwill geschrieben - aus Klein-Litauen, vielleicht aus Altstadt-Ragnit. Vorläufig finden sich David Radziwill und seine Eltern noch in Westpreußen. Michael Radziwill ist Einwohner in Reichenbach, Preuß. Holland.

 

Nachfolgend ein Beitrag von Frau V. Radziwill über die Radziwills in Litauen. Ich verweise gerne auf ihre WebSite  Radziwill .


 

Die fast vergessene Geschichte der Radziwills

 

Alles begann einst in Litauen

 

Es war einmal. So könnte auch die Familiengeschichte der Radziwills beginnen. Heutzutage gibt es Familienzweige in Polen, Litauen, Belarus, Ukraine, England, Frankfurt, den USA und natürlich auch in Deutschland. Die Familiengeschichte hat ihren Ursprung im Mittelalter im einst so fernen Litauen. Der Ahnherr aller Radziwills ist Oscik in Trakai. Dieser Ort, diese Lichtung im Walde, liegt heute in Litauen, unweit der Stadt Vilnius.

 

Die Oscikowiszfamilie

 

Oscik, geboren 1346,  war der Berater und Vertraute des Großfürsten Witold von Litauen, Vytautas in Litauen genannt. Dessen Onkel war Jagaillo, der 1386 die ungarische Hedwig heiratete und die Personalunion von Litauen-Polen möglich machte. 1386 trat der heidnische litauische Adel zum Christentum über, ein Jahr später folgte das Volk. Zu den litauischen Adligen, die sich 1386 taufen ließen, gehörten auch Oscik mit seinen vier Söhnen. So ist es urkundlich verbürgt. 

 

Ein neuer Name muss her

 

Einer seiner Söhne, Radvil Oscikowisz, änderte seinen Namen für sich und seine Nachkommen. Er wählte seinen christlichen Taufnamen Nikolaus zum Vornamen und seinen heidnischen litauischen Vornamen Radvil zum Nachnamen. Seine Enkel, die Radvilaitis, wie sie noch heute in Litauen genannt werden, hatten einen glanzvollen Aufstieg. Sie errangen Reichtum und Einfluss.

 

Die Radvilaitis werden polnisch

 

Als sie 1413 das polnische Wappen Trabi erhielten, wurde sie in die polnische Adelsgesellschaft aufgenommen. Viele einst litauischen Adelsgeschlechter passten ihre Namen an die neuen polnischen Verhältnisse an. So auch der Enkel von Nikolaus Radvila. Er änderte 1477 seinen Namen. Er wollte einen, der einzigartig ist. Der Name sollte sowohl auf die familiäre Geschichte hinweisen als auch auf die Verbindung mit Polen.

 

Seit Generationen hatten die Radvilas den Titel "Großfürstlicher Rat zu Vil(nius) (Rada)" inne. Sie waren generationenlang Kastellane von Vilnius und waren dadurch Mitglied des Senats, als "Woiwode ex officio" (G.Rhode 1980, S.226). Mit der Adoption hatte sich Litauen Polen angeglichen und die Würden der "Räte" eingeführt (Enno Meyer 1977:35). Dieser Titel wurde nun als Rad- (später Radzi) ein Bestandteil des polnischen Namens.  Der zweite wurde die Silbe Vil, die auf Vilnius, der Hauptstadt an der Vilnija im Stammesland des Großfürsten Gedeminas, hinweist, in der viele ihrer Stadtpalais standen. Fortan waren die Radivil bzw. die Radivilaitis, wie sie auch weiterhin in Litauen genannt wurden, die polnischen Radzivil - zuerst mit einen durchgestrichenen l im Laufe der Jahre kam noch ein l dazu und aus dem v wurde ein w. Nur in den Gebieten des heutigen Belarus und der Ukraine wurde die Schreibweise Radivil und Radzivil noch lange Zeit benutzt. In Deutschland waren sie in der Preußenzeit auch die Radvilowitsch und die Radziwills. Viele kämpften als Dragoner im preußischen Heer. Das ist aber eine spätere Geschichte, eine Geschichte der Zeit nach den Nordischen Kriegen.

 

Literatur:

 

Rhode, G. Geschichte Polens. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1980, 3. Auflage

 

Hellmann, Manfred. Gründzüge der Geschichte Litauens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1976, 2. Auflage.

 

Meyer, Enno. Grundzüge der Geschichte Polens. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1977, 2. Auflage.

 

Rowell, S.C. Lithuania ascending. Cambridge University Press 1994.

 

© V. Radziwill